Mit diesem Tagebuch habe ich wegen meiner Ma begonnen, die 2007 an ALS (Amyotropher Lateralsklerose) erkrankte, um den Verlauf zu dokumentierten. Vorher war sie topfit, sportlich und attraktiv. Sie ist jetzt 60, inzwischen vollständig gelähmt, kann seit 3 Jahren nicht sprechen, wird über eine Magensonde ernährt. Dabei funktioniert das Gehirn jedoch 1 A. Hinzu kam vor gut zwei Jahren die völlige Erblindung durch Grauen Star, Operationen waren erfolglos, weswegen nun seit einem knappen Jahr für sie keine Möglichkeit der Kommunikation besteht, denn gelähmte ALS-Patienten verständigen sich eigentlich mit Augensteuerung! Seit anderthalb Jahren ist sie nun mit einer ihrer Katzen im Pflegeheim.

Freitag, 13. Mai 2011

Drei am Donnerstag

... gibt es eigentlich jeden Donnerstag, doch zum ersten Mal bin ich animiert, diese 3 Fragen spontan zu beantworten. Und Beethovens Egmont Overture passt mir da genau...

1. Gibt es ein Erlebnis aus deiner Vergangenheit, mit dem (oder dessen Folgen) du noch nicht zu leben gelernt hast?

Ich kann immer noch nicht verstehen, wieso meine Ma an einer solch schrecklichen Krankheit leiden muss, und niemand ist dazu bereit, sie von ihren Leiden zu erlösen, obwohl sie schon lange kein Leben mehr hat, sich selbst aber nicht durchringen konnte, ihr Leben selber zu beenden, als es ihr noch möglich war. Ich kann es nicht begreifen und leide jeden Tag darunter, dass sie so weiterleben muss, obwohl sie es so nie wollte.

2. Was tust du, wenn du mal bedrückt bist?

Ich kann die Tränen nicht immer unterdrücken, bin aber absolut froh, dass ich meine intakte kleine Welt habe, in der ich mich wohl fühle und die mir den nötigen Halt gibt.

3. Bist du nachtragend?

In der Hinsicht, dass ich das System nicht nachvollziehen kann, in dem Tiere menschenwürdiger behandelt werden, schon.

Die Katze, die meine Mutter mit ins Heim nehmen durfte, hatte wieder - trotz Beinamputation - einen neuen großen Tumor und wurde kürzlich anstandslos eingeschläfert. Tiere müssen da nicht leiden. Meine Ma hätte gut und gerne gegen Ende letzten Jahres eingeschläfert werden können, und es wäre für sie nicht so quälend, wie es jetzt geworden ist. Für sie und für alle anderen Beteiligten auch - aber sie ist zäh...

Das ist meine Art, nachtragend und anklagend zu sein.


Danke an die KrümelmonsterAG

1 Kommentar:

  1. Hi
    ja ich kann sehr gut verstehen, dass du da nachtragend bist. DAS ist auch genau ein Punkt den ich nicht verstehen kann, warum Menschen so leiden müssen :(
    GLG Petra

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